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gestaltet. In dieser Saison ist das natürlich die WM in Oberhof. Da kann es auch sein, dass man davor ein bisschen weniger trainiert, um komplett erholt ranzugehen. Vor der WM ist ein Trainingslager zur Wettkampfvorbereitung geplant. Auf deinem Instagram-Account (@lucasfratzscher) sieht man, dass du auch surfst, gerne kletterst und viel im Thüringer Wald unterwegs bist. Wie bist du zum Klettern gekommen? Hat man als Profi-Athlet nicht schon genug Sport im Alltag? Ja, das ist schon schlimm, muss ich zugeben (lacht). Zum Klettern bin ich durch andere Sportler gekommen. Ich hatte in der Trainingsgruppe einen Langläufer und einen Biathleten, die mir das gezeigt haben. Das hat mir sehr gut gefallen. Man muss auch sagen, wenn es ums Klettern geht, fällt nicht jedem gleich Oberhof oder Thüringen ein. Aber wir haben in der Umgebung so viele Klettergebiete. Das ist nicht weltweit bekannt, aber wenn man von hier kommt und die kennt, hat man so viele Möglichkeiten. Wem das Spaß macht, der kommt auf jeden Fall auf seine Kosten. Das mit dem Surfen war mal eine Idee mit Freunden im Urlaub. Ich mag das Surfen, denn man muss mutig sein, es gibt einen Adrenalin-Kick und man darf sich auf nichts anderes konzentrieren als aufs Surfen. Ich finde das ganz gut, um den Kopf freizubekommen. Das ist auch beim Klettern ähnlich. Auch dort ist eine gewisse Gefahr da und man darf mit den Gedanken nicht abschweifen. Wenn ich viel trainiere, dann mache ich nebenher auch nicht so viel Sport. Aber wenn mal nicht so viel los ist, im Urlaub oder nach der Saison, könnte ich nicht nur rumsitzen. Das bin ich nicht gewohnt. Dann kribbelt‘s und irgendwas muss ich immer tun. Welche sind deine Kletter-Spots im Thüringer Wald? Das sind der Hohe Stein im Kanzlersgrund, nur fünf Kilometer von Oberhof, und die Zwölf Apostel. Die sind auch so sechs bis sieben Kilometer von Oberhof entfernt. Das sind die zwei Steine, an denen ich am häufigsten bin. Seit deinem Abitur bist du Sportsoldat. Was bedeutet das? Wir als deutsche Sportler haben auf jeden Fall Glück, dass wir die Behörden haben, die uns unterstützen. Ich bin bei der Bundeswehr, aber auch der Zoll und die Bundespolizei fördern Spitzensportler. Ohne die Bundeswehr würde ich wahrscheinlich nicht mehr Sport 13 Fotos: Igor Stancik (oben), Jenny Sturm - stock.adobe.com (HG) treiben. Denn vor allem in jungen Jahren nach der Schule, in denen ich noch keine Preisgelder eingefahren hatte und noch keine Sponsoren da waren, hätte ich es mir sonst nicht finanzieren können. Deswegen ist die Bundeswehr ein wichtiger Partner. Als Sportsoldat ist der Auftrag vor allem der Sport. Ich bin ein Aushängeschild für die Bundeswehr und mein Sport ist in der Regel mein Dienst, den ich verrichte. Ich habe fünf Lehrgänge im Jahr, die zwischen vier bis sechs Wochen lang sind, und in denen es darum geht, den Dienstgrad eines Feldwebels zu erreichen. Anders als in einer normalen Truppe ist es bei uns aber ein bisschen verkürzt. Hast du schon eine Idee, was du nach der sportlichen Karriere beruflich machen willst? Ehrlich gesagt habe ich nie einen Traumberuf im Kopf gehabt. Wenn ich meinen Sport als Beruf bezeichne, ist es genau das, was ich machen will, aber das kann ich nicht ewig machen. Was ich danach mache, darauf habe ich mich noch nicht festgelegt. Eine Zeit lang habe ich in Teilzeit an der Technischen Universität Ilmenau Biomedizinische Technik studiert. Aber vor allem im Winter habe ich Studium und Sport nicht unter einen Hut gebracht und habe mich exmatrikulieren lassen. Deiner Familie gehört die Fleischerei Fratzscher in Schleusingen. Hast du mal überlegt, das Geschäft zu übernehmen? Ich habe auf jeden Fall mit dem Gedanken gespielt, weil mein Vater die Fleischerei in vierter Generation betreibt. 1910 wurde sie von meinem Ururgroßvater gegründet und war immer ein Familienbetrieb. Aber momentan bin ich beim Sport und da ist es gerade keine Option.

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